0 großes Kreta, Herrin über das weite Meer: Warum zwingst du mich, ein Leben in Unglück und Tränen zu führen? Jetzt sitze ich hier allein, weil Theseus abwesend ist und seiner Ehefrau nicht die Treue hält. Aber dennoch sehne ich mich nach der Ankunft des Mannes. Das Leid wächst und brennt. Denn Tag und Nacht wächst und brennt ein Leid, das mich sehr beunruhigt: Es gefällt mir nicht mehr, meine Arbeit zu tun oder die Götter mit Geschenken zu verehren sondern ich will immer in den Wäldern und in den Bergen sein. Wohin strebt mein Geist? Welche verzweifelte Frau höre ich? Was willst du mit deinen Worten sagen? Was ist denn jenes Leid? Ich bin in Hippolyt verliebt - Habe ich genug gesagt? Wen liebst du? Schämst du dich etwa nicht? Hippolytus ist quasi dein Sohn! Du gibst dich einer schändlichen Hoffnung hin! Lösche die Flammen der Liebe, berühmte Gattin des Theseus! Du wirst doch wohl nicht zweifeln? Du willst doch wohl nicht deiner Liebe nachgeben?Ich bin von keiner leichten Liebe ergriffen. Denn ich kann die Flammen der Liebe in meinem Herzen nicht auslöschen. Dazu habe ich jede Hoffnung aufgegeben. Welcher Gott wird die Liebe auslöschen? Du musst die Hoffnung auf Rettung in deine Tugend setzen! Ansonsten wird uns ein Unglück widerfahren. Ich weiß, dass es wahr ist - aber wem gibst Du diese guten Ratschläge? Ich weiss keinen Rat mehr: Wahnsinn hat mich besiegt und lenkt mich.
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